Der Begriff „Bring your own device“ (BYOD) beschreibt den Trend, dassMitarbeiter eines Unternehmens ihre privaten Rechner mit in die Firma brin-gen und diese zum Arbeiten nutzen.Der folgende Artikel beschäftigt sich mit dem Thema BYOD; hier stelltsich die Frage nach einem möglichen Mehrwert für Unternehmen undMitarbeiter. Darüber hinaus werden aber auch potenzielle Gefahren undSchwachstellen diskutiert.
Ein Mitarbeiter eines innovativen Unternehmens betritt sein Büro. Unter dem Arm hälter sein wichtigstes Werkzeug, ein Tablet, das er seit kurzem auch an seinem Arbeitsplatzbenutzt. Während des Frühstücks hat er noch aktuelle Nachrichten gelesen und privateMails bearbeitet; jetzt nutzt er dieses für die Abwicklung seines Arbeitsalltags: Termineorganisieren, Statistiken auswerten, Schulungen vorbereiten und Briefe schreiben. EinenArbeitsplatzrechner besitzt er schon länger nicht mehr. Hier stellt sich die Frage, ob so daszukünftige Unternehmensumfeld aussieht.Die heutige Arbeitswelt in der IT unterliegt einem großen Wandel. Die Mitglieder derGeneration Y, auch Digital Natives genannt, gewinnen in Unternehmen an Bedeutung.Insbesondere in der IT sehen sich die Unternehmen mit den Ansprüchen dieser Mitarbeiterkonfrontiert (Faas, 2012). So präferieren diese Mitarbeiter die Nutzung eigener Rechnerauch im Unternehmensumfeld. Die Aussicht, mit dem eigenen Notebook arbeitsrelevanteDaten zu bearbeiten oder mit dem eigenen Smartphone geschäftlichen E-Mail-Verkehrzu verwalten, zieht viele technikaffine Mitarbeiter in ihren Bann. Es ist eine Perspektivein Richtung der steigenden Ansprüche der Mitarbeiter, birgt aber auch große Risiken undHerausforderungen für den Arbeitgeber (Sprenger, 2012).Dieser Beitrag möchte diesen Trend näher erläutern und mögliche Chancen, aber auchpotenzielle Risiken aufzeigen und beleuchten.Es wird aufgezeigt, was man unter BYOD versteht, welche Potenziale sich für Unter-nehmen ergeben und welche Gefahren und Risiken resultieren können. Abschließend wirddie Frage geklärt, ob und wann ein Unternehmen eine Entscheidung für oder gegen eineEinführung von BYOD treffen kann.
Der Trend BYOD (Bring Your Own Device) heißt übersetzt „Bring Dein eigenes Gerät mit“und beschreibt die Möglichkeit für z. B. Mitarbeiter eines Unternehmens, ihre eigenenComputer, Smartphones oder ähnliche Geräte zum Arbeiten im Büro zu benutzen.Das Thema BYOD gilt als hochaktuell und wird langfristig sogar als unvermeidbar undunumgänglich angesehen. Unternehmen müssen anfangen, Vorbereitungen zu treffen, umam Ende einen stichhaltigen Plan vor Augen zu haben, wie man mit der sich veränderndenIT Welt Schritt hält (Lomas, 2011).Erscheint die Idee, eigene Geräte in die Unternehmensinfrastruktur einzubinden, zu-erst ungewöhnlich und gegebenenfalls riskant, so enthält BYOD viele Potenziale, die ins-besondere klassischen Problembereichen in der IT entgegen wirken können.Viele große Unternehmen sehen sich derzeit einer Kostenexplosion in der IT konfron-tiert. Wartung und laufender Betrieb vorhandener Systeme bestimmen das Budget; Auf-wände für Standardisierung und das Händeln von Inkompatibilitäten der nach und nachgewachsenen Struktur verbrauchen alle Mittel, die für innovative Neuerungen zur Verfü-gung stehen müssten (Lautenbacher, Hilgenberg, 2011).Durch diese Probleme werden IT Bereiche träger, während Entwicklungen in diesemBereich immer schneller und kurzschrittiger erfolgen, was auf Dauer zu steigenden Kom-patibilitätsproblemen führen wird. Unternehmen werden nicht mehr mit dem Technolo-giefortschritt Schritt halten können, Kompatibilitäten lassen sich bei einem z. B. straffenUpdatezyklus nicht mehr gewährleisten.BYOD kann diesen Problemen effektiv entgegenwirken, da es eine flexible Gestaltung bisherstarrer Strukturen erlaubt. Diese Flexibilisierung führt dazu, dass sich insbesondere Nutzer jünge-rer Generationen stärker motivieren lassen und sich besser mit ihrem Unternehmen identifizierenkönnen. Des Weiteren stellt diese Maßnahme einen großen Imagegewinn für Unternehmen dar,insbesondere dann, wenn stark gefragte Hochschulabsolventen gewonnen werden sollen.Die Einführung von BYOD erfordert jedoch ein behutsames Vorgehen; Chancen undRisiken sind gegeneinander abzuwägen. Bisherige Strukturen müssen vorbereitet werden;andernfalls würden durch Inkompatibilitäten mit bestehenden Technologien Kosten her-vorgerufen und jede mögliche Einsparung zunichtegemacht.Die Herausforderungen für IT Abteilungen sind ein grundsätzliches Umdenken undeine langfristige Planung, wie BYOD im Unternehmen sinnvoll eingesetzt werden kann.Ziel muss sein, Daten und Ressourcen in wenigen zentralen Datenhaltungssystemen zuhalten, gleichzeitig aber einen ortsunabhängigen Zugriff zu ermöglichen (Lautenbacher,Hilgenberg, 2011).Ergebnis einer durchdachten Planung wären potenzielle Kosteneinsparungen. Insbe-sondere für kurzzeitig beschäftigte Mitarbeiter wie z.B. externe Freiberufler wären keineteuren standardisierten Geräte mit allen dazugehörigen Lizenzen anzuschaffen. Technischmöglich wäre es, das gewohnte Arbeitsumfeld virtualisiert auf der Hardware des Mitarbei-ters laufen zu lassen (Kluckert, 2012).Zugleich stellt allein die Eröffnung der Möglichkeit, eigene Geräte in das Unterneh-mensnetz einzubinden, für viele Unternehmen eine große Herausforderung dar. Anstelleheute üblicherweise standardisierter Strukturen entstünden sehr heterogene Systemland-schaften (Lautenbacher, Hilgenberg, 2011). In einer derartig heterogenen Landschaft hatjedes einzelne Gerät einen eigenen Update-Zyklus. Während man bei standardisierten Ge-räten steuern kann, wann welches Update auf welche Geräte einheitlich ausgerollt werdensoll, fällt diese Möglichkeit bei privaten Geräten weg. Somit erhalten die Geräte nach undnach neuere Funktionen, die auf der einen Seite zu Inkompatibilitäten führen können, aufder anderen Seite aber auch den Anspruch des Benutzers wecken, diese neue Funktionauch nutzen zu können. Um mit dieser stetigen Entwicklung effektiv Schritt halten zu kön-nen, muss eine IT Abteilung sehr viele Ressourcen zur Verfügung haben. Dies ist allerdingsauch ein Aspekt, der stark mit der Art der Umsetzung von BYOD zusammenhängt.Sollen zum Beispiel nur bestimmte Smartphones integriert werden, sind „nur“ wenigeverschiedene Betriebssysteme zu berücksichtigen. Werden aber auch Notebooks mitge-nommen, steigt die Komplexität exponentiell an. Dann dürfen auch kleine Unterschiedewie z. B. fehlende Hardware-Schnittstellen bei besonders dünnen Notebooks nicht
vernachlässigt werden. Die Komplexität bei Inkompatibilitäten steigt sehr rasch an.Ein wichtiger Aspekt bei BYOD ist das Thema Sicherheit. Die Technik ist inzwischen soweit
ausgereift, dass sichere und verschlüsselte Verbindungen mit mobilen Endgeräten kein Problem
mehr darstellen (Kölichen, 2011). Möchte ein Mitarbeiter jedoch arbeiten, ohne an die Onlinean-bindung eines virtuellen Desktops gebunden zu sein, ist zu klären, wie es um den AspektSicherheit bestellt ist. Hier kann es durchaus passieren, dass vertrauliche Daten aus demgesicherten Firmennetzwerk auf private Rechner der Mitarbeiter überspielt werden. Sosehr das Unternehmen das eigene Netz absichern kann, so wenig Kontrolle hat es über diemeisten Geräte, die für das BYOD benutzt werden.Die Entscheidung, ob ein Unternehmen den Aufwand auf sich nimmt, BYOD einzufüh-ren, ist sicher nicht leicht zu treffen. Sie ist stark von der Art und Größe des Unternehmensabhängig. Kleine Unternehmen haben kleinere Aufwände; der Werbebranche z. B. fällteine Umstrukturierung im Regelfall leichter als einer großen Versicherung, in der zudemsensible Daten verwaltet werden (Lautenbacher, Hilgenberg, 2011).Es bleibt abzuwägen, eine über Jahre dauernde Umstellung in Angriff zu nehmen unddann für die Zukunft in Sachen BYOD gerüstet zu sein oder das Risiko einzugehen, bei dengewohnten Strukturen zu bleiben und zu hoffen, dem Trend zu entgehen.Für beide Entscheidungsalternativen gibt es gute Gründe und Argumente. Als Mit-arbeitermotivation und attraktives Aushängeschild für junge Hochschulabsolventen gibtes kaum eine bessere Maßnahme. Aber nichts rechtfertigt eine Kostenexplosion, die einevorschnelle oder falsche Herangehensweise nach sich ziehen würde. Somit ist das Themavergleichbar mit dem Grundsatz der meisten Innovationsprozesse: Funktioniert alles wiegewünscht, entsteht ein großer Mehrwert für das Unternehmen. Je weniger im Prozessnach Plan verläuft, desto höher das Risiko.
Von der verfügbaren Technik her gesehen ist Bring Your Own Device längst kein Wunsch-traum mehr. Nie gab es mehr Cloud Dienste und Virtualisierungsplattformen, die ein ein-heitliches Look-and-Feel per Remotezugriff auf einem beliebigen mobilen Endgerät ermög-lichen, sei es nun per Android-Smartphone, iPad oder privatem Notebook.Die Vorteile für das Unternehmen klingen bestechend: Kosteneinsparungen, Mitarbei-terwerbung, Schaffung einer flexiblen Unternehmens-IT, das sind nur einige Vorteile, dieEntscheidungsträgern genannt werden.Wird aber allein auf die positiven Seiten vertraut, kann die Umstellung aufgrund vielerInkompatibilitäten schnell zu einem Albtraum für eben diese IT Verantwortlichen werden.Werden Mitarbeiter nicht für sicherheitsrelevante Themen und die neue Eigenverantwor-tung sensibilisiert, ist jede noch so sichere interne Struktur von vertraulichen Daten kom-promittiert.Bei richtigem, vorsichtigem und durchdachtem Umgang mit den Neuerungen ist die-ses Thema mit Sicherheit jedoch für jeden IT Beschäftigten und jedes Unternehmen inter-essant, der/das sich nicht vor Innovationen scheut.
Burt, J. (2011). eWEEK News: BYOD Trend Pressures Corporate Networks. eWEEK (FH-Mainz Bibliothek Datenbank) . Faas, R. (2012). How mobile, BYOD and younger workers are reinventing IT. Abgerufen am 22. April 2012 von http://www.computerworld.com/s/article/9224568/How_mobile_BYOD_and_younger_workers_are_reinventing_IT?taxonomyId=214&pageNumber=1 Kluckert, S. (2012). Cortado bietet eine Antwort auf alle Bring-Your-Own-Device- und Consumerization-Herausforderungen. Abgerufen am 22. April 2012 von http://online-zeitung.de/2012/02/22/cortado-bietet-eine-antwort-auf-alle-bring-your-own-device-und-consumerization-herausforderungen/ Kölichen, T. (2011). Smart Connect von Meru optimiert Zugang zu Bring-Your-Own-Device (BYOD)-Umgebungen. Abgerufen am 22. April 2012 von http://online-zeitung.de/2011/10/27/smart-connect-von-meru-optimiert-zugang-zu-bring-your-own-device-byod-umgebungen/ Lautenbacher, S. Hilgenberg, B. (2011). Private Mitbringsel: Fluch oder Segen. Abgerufen am 22. April 2012 von http://www.mobilebusiness.de/home/newsdetails/article/private-mitbringsel-fluch-oder-segen.html Lomas, N. (2011). BYOD – Bring Your Own Device: Cheat Sheet. Abgerufen am 22. April 2012 von http://www.silicon.com/management/ceo-essentials/2011/10/24/byo-bring-your-own-device-cheat-sheet-39748120/ Sprenger, T. (2012). Die neue Arbeitswelt im Mittelstand. Abgerufen am 22. April 2012 von http://online-zeitung.de/2012/01/31/die-neue-arbeitswelt-im-mittelstand/
Ben Harnischawis-Student im vierten Semester und Auszubildender Fachinformatiker (Systemintegration) an der FH Mainz.
Benedikt Zobelawis-Student im vierten Semester und Auszubildender Fachinformatiker (Anwendungsentwicklung) bei der R+V Allgemeine Versicherung AG.