Dieser Artikel setzt sich mit dem Thema „Internet der Dinge“ ausein-ander. Aufgezeigt wird, was das Internet der Dinge darstellt und wie essich vom bisher bekannten „Internet der Menschen“ unterscheidet. DesWeiteren wird auf aktuelle Anwendungsgebiete und Techniken eingegan-gen. Darauffolgend werden sowohl die Potenziale als auch die Risiken desInternet der Dinge herausgestellt. Kritisch betrachtet wird dabei insbeson-dere der Aspekt Datenschutz, der in unserer heutigen Gesellschaft einenimmer wichtigeren Stellenwert einnimmt. Abschließend wird die voraussicht-liche zukünftige Entwicklung des Internets der Dinge dargelegt.
In der gegenwärtigen technologischen Entwicklung ist eine immer stärkere Integration vonSensoren und Prozessoren in Alltagsgegenstände zu beobachten. Ermöglicht durch die zu-nehmende Miniaturisierung der Komponenten, deren sinkende Preise und den geringerwerdenden Energieverbrauch, können Informationsverarbeitung und Kommunikationsfä-higkeit selbst in Gegenstände vordringen, die auf den ersten Blick keine elektronischenGeräte darstellen. Diese Gegenstände (Dinge) werden dadurch mit technischer Intelligenzausgestattet, können (Umgebungs-) Informationen aufnehmen und teilweise autonom aufderen Basis handeln. Durch zunehmende Vernetzung und den Austausch von Informationenuntereinander entsteht ein Internet der Dinge, in dem neben Menschen Gegenstände bzw.Systeme die eigentlichen Akteure sind.Ziel dieses Artikels ist es, das Internet der Dinge und die technischen Grundlagen kurzdarzustellen. Es werden einige aktuelle Anwendungsbeispiele aufgezeigt sowie Chancenund Möglichkeiten diskutiert. Aber auch die Auswirkungen auf Mensch und Gesellschaftwerden kritisch hinterfragt.
Das Internet der Dinge ist ein Trend, der in letzter Zeit immer häufiger in den Medien Er-wähnung findet. Doch worum handelt es sich dabei genau und worin unterscheidet essich vom uns bisher bekannten Internet? Man kennt bisher das Internet vor allem von derNutzung mit dem Computer. Der Mensch benutzt einen PC, um explizit seine gewünsch-ten Informationen abzurufen. Auch durch Smartphones hat sich die bisherige Nutzungs-weise des Internets nur wenig verändert. Lediglich die Größe des Endgeräts und der Gradder Mobilität unterscheiden sich. Der Faktor Mensch stand bisher bei der Nutzung desInternets im Vordergrund. Zukünftig könnte sich die Nutzung durch das Internet der Dingejedoch grundlegend ändern (Mattern & Flörkemeier, 2010). Der Trend geht zu Alltagsgerä-ten, die mit Sensoren und Internetanbindung ausgestattet werden. Mit einem klassischenPC haben diese Gegenstände nichts mehr gemeinsam (Langheinrich & Mattern, 2002) unddoch hat man die Möglichkeit, das Internet zur Kommunikation zu nutzen. Eine weitereEigenschaft dieser Geräte ist die Möglichkeit zur autonomen Kommunikation. Die Gerätesind nicht mehr auf Personen angewiesen, die sie bedienen, sondern können selbststän-dig (sogar untereinander) kommunizieren, ohne dazu angeleitet zu werden. Der FaktorMensch gerät zunehmend in den Hintergrund, während die Gegenstände in den Vorder-grund rücken (Mattern & Flörkemeier, 2010).Der Begriff Internet der Dinge wurde bereits 1999 am Massachusetts Institute of Tech-nology (MIT) geprägt. Hier wurde eine firmenübergreifende RFID (Radio Frequency Identi-fication) Infrastruktur entworfen. Ashton wird 2002 im Forbes Magazine mit den Worten„We need an internet for things, a standardized way for computers to understand the realworld.“ (Mattern, 2005) zitiert. Die Bezeichnung Internet der Dinge wird häufig für ver-schiedene Konzepte verwendet. Gemeint ist hier jedoch die als „Ubiquitous Computing“bezeichnete Allgegenwart von Informationsverarbeitung. Sensoren, Prozessoren und Ak-toren werden miteinander vernetzt, können Aktionen auslösen und steuern. Damit ausge-stattete Alltagsgegenstände sind in der Lage, Umgebungsinformationen aufzunehmen undauf deren Basis zu „handeln“ (Bizer, et al., 2006).
Das Internet der Dinge hält schleichend Einzug in unseren Alltag. Ermöglicht wird dies durchden Einsatz verschiedener Techniken (Mattern, 2005). Die Grundlage hierzu bildet vor allemder stetige Fortschritt in den Bereichen Mikroelektronik, Kommunikationselektronik undInformationstechnologie. Die Miniaturisierung und gleichzeitige Leistungssteigerung in die-sen Technologiebereichen lässt bisher ungeahnte Einsatzgebiete zu. Die Vision einer welt-weiten Vernetzung von Gegenständen rückt damit immer näher.Bereits heute lassen sich viele einfache, aber auch komplexere Anwendungsbeispielefinden:Bei Logistikanwendungen können mittels RFID-Technologie an Lesestationen die Position und andere Eigenschaften von Objekten bestimmt werden. Erweitert um Temperatur-sensoren lässt sich so beispielsweise die Einhaltung der Kühlkette bei Lebensmitteln kont-rollieren. Auch funkbasierte Sensornetze für eine großräumige Überwachung sind aktuelldenkbar (Mattern & Flörkemeier, 2010).Heutzutage sind in Neuwagen bis zu 150 Sensoren verbaut (Reif, 2011), die unteranderem Reifendruck, Temperatur und Feuchtigkeit, Abstand oder Neigung messen. EinBordcomputer kann diese Daten nutzen, um das Verhalten des Fahrzeugs zu steuern oderden Fahrer unterstützen. Ebenso lassen sich dafür Standort- und Bewegungsdaten (z. B.über GPS) und per mobilem Internetzugang verfügbare Daten hinzuziehen oder gewonneneDaten an den Hersteller senden (Reif, 2011).Bis 2015 soll in der Europäischen Union das eCall-System eingeführt werden. Hier-bei handelt es sich um ein Notrufsystem, das bei einem Autounfall automatisch eine Ver-bindung zur Notrufzentrale aufbaut und Sensordaten übermittelt. Automobilhersteller wieVolvo, BMW und Peugeot setzen bereits eigene (Teil-)Lösungen in ihren Fahrzeugen ein(Europäische Kommission, 2011).Beim „Intelligenten Wohnen“ werden Geräte in privaten Wohnhäusern miteinandervernetzt. Dies reicht von der Haustechnik (Licht, Alarmanlage, Heizung, Rollladen), überVerbrauchszähler („Smart Metering“), elektrische Haushaltsgeräte (Herd, Kühlschrank,Waschmaschine) bis hin zu Multimedia-Geräten (Fernseher, Radio, Computer) und demInternetzugang. Dadurch kann die Heizung beispielsweise bedarfsgerecht und individuell
abhängig von den anwesenden Bewohnern gesteuert werden.Der konventionelle Schlüssel wird zum Teil bereits heute in Hotels durch Schlüsselkarten, diemit dem Türschloss kommunizieren, ersetzt. Die Zugänge zu den Liften in Ski-Gebieten werden
mit derselben Technik kontrolliert. Nicht zuletzt seien Chips auf Kreditkarten und Ausweispapieren alsAnwendung genannt, die als Vorboten die Richtung zeigen, in die der Trend Internet derDinge geht. Durch die Kombination moderner Techniken sind in naher und ferner Zukunftwesentlich weitergehende Anwendungen denkbar (Mattern & Flörkemeier, 2010), (Bizer, etal., 2006), (Abicht, et al., 2010).
Das Internet der Dinge bietet ein erhebliches Potenzial; die Gesellschaft wird sich künf-tig sogenannten „smarten Dingen“ gegenübersehen. Die sich bietenden Chancen sindvor allem davon abhängig, wie die Menschen die neuen Möglichkeiten annehmen wer-den. Technischer Fortschritt wird im Allgemeinen positiv bewertet, jedoch kommt es ge-rade beim Internet der Dinge darauf an, dass der Nutzen wahrnehmbar ist (Bizer, et al.,2006).Der zukünftigen Anwendung des Internet der Dinge sind fast keine Grenzen gesetzt.Doch was bedeutet dies für unsere Gesellschaft? Zum einen bringt die Integration vonTechnik und Kommunikation in alltägliche Gegenstände je nach Verwendung eine gro-ße Erleichterung. Die Gegenstände kommunizieren miteinander und erfassen Daten. DerMensch muss sich nicht mehr selbst um Dinge des Alltags kümmern, da die Gegenständedies nun autonom anhand der interpretierten Daten aus ihren Sensoren erledigen oder zu-mindest eine Benachrichtigung an das Smartphone schicken. Als Beispiel sei der berühmte„internetfähige Kühlschrank“ genannt, der selbstständig Lebensmittel nachbestellt (Ab-icht, et al., 2010).Jedoch haben diese Vorzüge auch ihre Schattenseiten. Der Mensch wird immer mehrabhängig von Technik und verlässt sich auf diese. Doch Technik kann ausfallen. Mit Blickauf das Beispiel „Internet-Kühlschrank“ würde dies bei Ausfall der Internetverbindung be-deuten, dass der Kühlschrank leer ist, weil die Lebensmittelbestellung nicht übermitteltwerden konnte. Schlimmer wiegt das Beispiel Autoreifen. Verlässt sich der Fahrer zu sehrauf die Technik, statt gelegentlich selber den Druck des Reifens zu überprüfen, könnte eindefekter Reifen, der aufgrund eines Fehlers des Sensors nicht gemeldet wird, bei hohen Ge-schwindigkeiten zu ernsthaften Schäden führen. Kurz gesagt kann die Technisierung vonalltäglichen Gegenständen unser Leben durchaus erleichtern; jedoch muss man sich immerbewusst sein, dass Technik ausfallen kann.Ein ganz anderer Aspekt ist das Thema Datenschutz (Langheinrich & Mattern, 2002).Durch die Verwendung von Sensoren in alltäglichen Geräten wissen die Geräte immer mehrüber ihren Besitzer und dessen (Alltags-) Leben. Was mit diesen Daten passiert bzw. wel-che anderen Geräte diese unbemerkt auslesen und wo die Daten zusammengeführt undweiterverarbeitet werden, ist wenig transparent und kontrollierbar. Es gilt hier sowohl einBewusstsein für den Datenschutz beim Anwender zu entwickeln, als auch Maßnahmen aufanderen Ebenen zu ergreifen, um dem Kontrollverlust nachhaltig entgegenzuwirken.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Trend Internet der Dinge nicht mehr aufzuhal-ten ist. In einigen Bereichen ist er bereits Realität, in anderen wird er in naher oder fernerZukunft Einzug halten und das bisherige Verständnis verändern. Als Grundlage für diesenProzess dient die Kombination immer leistungsfähigerer Techniken aus den Bereichen Kom-munikation, Mikroelektronik und Informationstechnologie. Für die Gesellschaft bedeutetdies zum einen eine Erleichterung im täglichen Leben, zum anderen aber auch eine zuneh-mende Abhängigkeit von Technik. Auch der Kontrollverlust über unsere Daten ist bei die-ser Entwicklung kritisch einzustufen und muss durch entsprechende Maßnahmen auf allenEbenen eingeschränkt werden.Selbstständig agierende Alltagsgegenstände sind zum Teil noch Zukunftsmusik, jedochweisen bereits einige im Artikel genannte Anwendungsbeispiele die grobe Richtung, in diesich die Gesellschaft technologisch entwickeln wird. Die Zukunft wird zeigen, ob das Poten-zial des Internet der Dinge in sinnvoller Art und Weise von der Gesellschaft genutzt werdenwird. Ebenso wird sich herausstellen, wie gut Datenschützer ihre komplexe Aufgabe meis-tern werden, nachhaltig die Sicherheit unserer Daten zu gewährleisten. Die Kombinationaus sinnvoller Nutzung bei gleichzeitiger Datensicherheit kann einen wirklichen Mehrwertfür unsere Gesellschaft bringen, ohne uns zu einem gläsernen Menschen werden zu lassen.Zu bedenken ist jedoch, dass der Mensch sich durch die immer stärkere Technisierung ineine Abhängigkeit begibt. Wie weitreichend die daraus resultierenden Konsequenzen sind,lässt sich im Moment nur schwer abschätzen, da die Gesellschaft erst am Anfang des Inter-nets der Dinge steht.
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Marco KellerStudent der Wirtschaftsinformatik im dualen Studiengang awis an der Fachhochschule Mainz und Auszubildender bei der R+V-Versicherung in Wiesbaden
Stefan PützStudent der Wirtschaftsinformatik im dualen Studiengang awis an der Fachhochschule Mainz und Auszubildender bei der interexa AG in Mainz
Jan SimlStudent der Wirtschaftsinformatik im dualen Studiengang awis an der FH Mainz und Linux System Engineer bei der Plus.line AG in Frankfurt/M